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Wir hatten die Idee, diese kleine portugiesische Kaffeefibel für euch zusammenstellen, da wir oft miterlebt haben, wie Besucher in Portugal bei der Bestellung in Cafés oder im Restaurant scheitern.

Einigen ist es vielleicht nicht bewusst, aber Kaffee nimmt im portugiesischen Leben eine ähnlich zentrale Stellung ein wie zum Beispiel in Österreich oder Italien, wo dies eher bekannt ist. Kaffee wird hier im Grunde rund um die Uhr getrunken, vom frühen Morgen bis in den späten Abend hinein. Entsprechend unterscheiden sich die Anlässe und somit auch die unterschiedlichen Arten der Kaffeezubereitung, die es hier gibt. Unsere kleine portugiesische Kaffeefibel bietet hier einen guten Überblick. Fangen wir einfach mit dem schwarzen Kaffee an.

»Um Café« – der Klassiker

Die am häufigsten getrunkene Variante ist vergleichbar mit einem Espresso und wird ebenfalls in einem kleinen Tässchen mit Teller serviert. Dazu gibt es eigentlich immer ein Päckchen Zucker, das die Portugiesen in ihren Espresso schütten, auch wenn sie sonst im Einzelfall süße Getränke vielleicht nicht mögen. Hier gehört der Zucker einfach dazu, auch weil der reine Espresso ohne Zucker durch seine Stärke reichlich bitter schmeckt. Wenn ihr diesen Klassiker bestellen wollt, sagt ihr am besten »Um Café« (ein Kaffee). Die Leute wissen dann, was gemeint ist. Sollte es in touristischen Hotspots zu höflichen Nachfragen kommen, einfach nett auf »Um Café« beharren. In Lissabon wird auch »Bica« dazu gesagt, in Porto »Cimbalino« und woanders im Norden »Cafezinho«. Mit »Um Café« seid ihr aber immer auf der sicheren Seite.
Es gibt im Wesentlichen drei unterschiedliche Gelegenheiten, wann die Portugiesen den Café trinken. Eine ist morgens auf dem Weg zur Arbeit, in einer der vielen Pastelarias oder an einem Imbissstand mit Kaffee. Typisch ist hier, dass der Espresso im Stehen am Tresen zusammen mit einer süßen Leckerei getrunken wird und das in der Regel schnell. Besucher ernten eher skeptische Blicke oder ein Kopfschütteln, wenn sie sich mit einem Espresso an einen Tisch setzen, um ihn minutenlang zu genießen.
Die zweite Gelegenheit ist nach dem Mittagessen, egal ob zuvor ein Nachtisch (Sobremesa) gegessen wurde oder nicht. Wenn der Café nicht automatisch angeboten wird, bestellt ihn einfach. Das zeigt nur, dass ihr euch ein wenig auskennt.
Die dritte Gelegenheit ist das Abendessen, hier wird der Café ebenfalls als Abschluss getrunken. Da die Portugiesen in der Regel nicht vor sieben Uhr abends essen und sich dabei viel Zeit nehmen, kann das schon mal sehr spät werden.
Wenn ihr euch dafür interessiert, wie der Café hergestellt wird: Die Wassermenge beträgt 25 ml und die Menge an Espressopulver 8-10 Gramm (70% Arabica Bohnen, 30% Robuste). Alleine das zeigt schon, dass wir es hier mit einer starken Angelegenheit zu tun haben. Die Durchlaufzeit beträgt 25 Sekunden.

»Café Cheio«

Wenn einem der klassische Café geschmacklich zu stark ist oder dieser einem sogar auf den Magen schlägt, man aber nicht auf den Espresso-Genuss verzichten will, dem sei ein »Café Cheio« empfohlen. Da die Tasse bei einem normalen Espresso gerade einmal zur Hälfte gefüllt ist, wird der Café Cheio einfach mit heißem Wasser aufgefüllt.

»Café Douplo«

Hierbei handelt es sich schlichtweg um einen doppelten Espresso. Sehr praktisch nach einer harten und langen Nacht.

»Um Abatanado«

Diese Variante kommt dem, was die meisten als »Americano« kennen am nächsten und wird auch in einer größeren Tasse serviert. Allerdings ist hier häufig auch nicht so viel Wasser enthalten, wie in einem American oder einem klassischen schwarzen Kaffe, wie zum Beispiel in Deutschland. Wer hier mehr Wasser bevorzugt, kann einen »Abatanado Cheio« bestellen.

»Um Carioca«

Hierbei handelt es sich um so etwas wie einen Espresso »light«. Im Gegensatz zum Café Cheio, der mit Wasser aufgefüllt wird, brüht man hier das bereits einmal verwendete Kaffeepulver noch einmal auf. Diese Variante wird zwar nicht so häufig bestellt, gehört aber zum klassischen Kaffeeangebot in Restaurants und Pastelarias.

»Café com gelo«

Gelo heißt Eis, aber der Café com Gelo hat nichts mit einem klassischen Eiskaffe zu tun, wie ihr ihn vielleicht aus italienischen Eisdielen her kennt. Beim Café com Gelo bestellt sich der Portugiese an heißen Tagen einen Espresso zusammen mit einem Glas voller Eiswürfel. Der Kaffee wird dann einfach in das Glas geschüttet und fertig ist der portugiesische Eiskaffee.

Kommen wir in unserer kleinen portugiesischen Kaffeefibel nun zu den Kaffeevarianten, die mit Milch hergestellt werden:

»Um Pingado«

Beim Pingado handelt es sich um einen klassischen Kaffee, der mit einer geringen Menge (fast schon homöopathisch) heißer Milch versehen wird. Der Pingade wird in einer Espressotasse serviert.

»Um Galão«

Wenn ihr so wollt, ist der Galão der portugiesische Milchkaffe. Doch Vorsicht, der Galão ist dem französischen Milchkaffe näher als dem Latte Macchiato. Wie sein französischer Kollege wird er ohne Milchschaum und glühend heiß serviert, allerdings nicht wie bei den Franzosen in einer Schale, sondern in einem mehr oder weniger großen Glas. Dieses ist dann für gewöhnlich so voll, dass man nicht weiß, wie man das ganze handhaben soll, ohne sich die Fingerkuppen zu verbrühen. In manchen Cafés oder Restaurants werden auch Latte Macchiatos angeboten, diese werden dann aber explizit als solche ausgewiesen. Es ist auch möglich, sich einen Abatanado com Puoco de leite zu bestellen, was auf einen starken Galão hinausläuft.

»Uma meia de leite«

Diese Variante kommt dem klassischen Cappuchino recht nahe. Serviert wird er in einer größeren Tasse und entsprechend auch mit einer größeren Menge Milch, bzw. Milchschaum (im Verhältnis 1:1) als beim Pingado.

Das war es mehr oder weniger mit unserer kleinen portugiesischen Kaffeefibel. Wir haben euch damit zumindest die gängigsten Kaffeevarianten in Portugal aufzeigen können. Vielleicht hilft euch dieser Leitfaden bei eurem nächsten Aufenthalt in Portugal. Wir würden uns freuen.