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Am Faschingssonntag war es so weit. Meine Familie und ich stürzten uns zum ersten Mal in den portugiesischen Karneval in Sesimbra. Da wir aus Berlin kommen, sind wir nicht unbedingt eingefleischte Karnevalfans. Doch von Bekannten wussten wir, dass sich in Sesimbra eine der Hochburgen des Festes befindet und ein Besuch sich lohne. Sie sollten recht behalten.
Die Anfahrt war schon ein Abenteuer
Nach langem Überlegen entschieden wir uns nicht mit dem Bus nach Sesimbra zu fahren, da wir uns hinsichtlich der Fahrzeiten nicht ganz sicher waren. Am Sonntag stand der Festzug der Clubs beim Karneval in Sesimbra an, womit klar war, dass es voll werden würde. Daher ließen wir den Wagen weit außerhalb der Stadt stehen. Ein weiser Entschluss, wie sich später herausstellte. Die innere Bereich der Stadt war für den Autoverkehr nämlich abgesperrt worden, nur Busse durften die Polizeisperre am Ortseingang passieren. So liefen wir also die recht steile und kurvige Straße hinab, was aufgrund des über weite Strecken fehlenden Gehwegs recht anstrengend war. Doch schließlich erreichten wir unser Ziel, die Fortaleza de Santiago in der Mitte der Uferpromenade, wo der Umzug stattfinden sollte.
Das Wichtigste: einen guten Platz finden
Es war bereits recht voll, doch es gab kein Gedränge, auch später nicht. Die meisten Zuschauer hatten sich, wie wir, nicht kostümiert, wodurch wir nicht negativ herausstachen. Wir wandten uns zu Westseite der Fortaleza fanden dort einen guten Platz, direkt an der Straße. Zu unserer Überraschung waren die Absperrungen hier nicht besonders strickt, wie wir es aufgrund der Enge erwartet hätten. Absperrgitter gab es zwar, aber nicht überall. Doch wie sich herausstellen sollte, verhalten sich die Portugiesen auch an Karneval sehr diszipliniert. Entlang der Strecke kam es zu keiner Zeit zu Problemen, jedenfalls ist uns nichts dergleichen aufgefallen. Ich konnte sogar vor die Absperrung gelangen, um ein paar Fotos ohne angeschnittene Köpfe im Vordergrund zu schießen.
Der Aufmarsch der Farben
Den Beginn des Umzugs hatten wir verpasst und waren in eine größere Lücke geraten, so dass wir kurz befürchteten, es sei schon alles vorbei. Doch dem war natürlich nicht so. Noch bevor wir die Tänzer sahen, wehten uns bereits die Bässe des Sambarhythmus entgegen. Und dann kam der erste Club. Wir waren sprachlos. Der Einfallsreichtum und die Farbenpracht bei den Kostümen waren beeindruckend. Die Abfolge innerhalb der einzelnen Clubs ähnelte sich immer. Den Anfang bildete eine stets Tänzerin oder ein Tänzer, der das Thema des Clubs vorgab. Dahinter folgten weitere Tänzer oder Musiker und den Abschluss bildete zumeist ein tanzendes Paar, das nicht nur besonders aufwendig kostümiert war, sondern auch die Clubfahne trug. Nach ungefähr drei Clubs folgte in der Regel jedes Mal ein riesiger Musikwagen. Irgendwann konnten auch wir unsere Beine nicht mehr stillhalten.
Fantasie, Farben, Tanz und Spaß
Im Gegensatz zum deutschen Karneval waren die Themen und Kostüme durchweg unpolitisch. Hier ging es nur um Fantasie, Farben und Musik. Das ganze ähnelte sehr stark dem brasilianischen Karneval, allerdings um einige Nummern kleiner. Und es gab einen weiteren, sehr sympathischen Unterschied. Im Gegensatz zum großen Bruder in Brasilien wirkte der Umzug hier familiärer und nicht so professionalisiert. Bei weitem nicht alle Teilnehmer wiesen „Idealmaße“ auf und manch Tänzer durfte auch mal ein stattliches Bäuchlein vor sich hertragen. Auch die Altersstruktur war weit gefächert und reichte vom Kind bis zum Greis über mehrere Generationen.
Der Karneval in Sesimbra ist auch ein Fest der Familien
Was uns ebenfalls sehr angenehm aufgefallen ist: Es wurde zwar Alkoholisches getrunken, doch die Zuschauer beschränkten sich dabei auf Sangria und Bier (beides sehr günstig) und kannten zudem ihre Grenzen. Ein Phänomen, das wir schon bei vergleichbaren Veranstaltungen, wie dem O Sol da Caparica festgestellt haben. Pöbeleien, Rempeleien oder gar Schlägereien fanden nicht statt. Auf Kinder und alte Leute wurde jederzeit Rücksicht genommen und Gedrängel ist in Portugal ohnehin verpönt. Daher können wir euch einen Besuch mit der Familie bedenkenlos empfehlen.
Da wir von bekannten wussten, dass es nach der Feier zu einem gigantischen Stau aus Sesimbra hinaus kommt, machten wir uns schon vor dem Ende des Umzugs aus dem Staub. Der Weg aus dem Talkessel nach oben war zwar nach dem langen Tag recht anstrengend, doch wir haben unsere schmerzenden Füße danach nicht bereut.
Tag 2
Daher kamen wir am nächsten Tag gleich wieder. Diesmal stand jedoch keine Parade der Clubs auf dem Programm, sondern einen Umzug der Fantasy. Da wir uns nichts richtig darunter vorstellen konnten, ließen wir uns einfach überraschen. Es gab noch einen weiteren Unterschied zum Vortag: Die Stadt war diesmal nicht für den Autoverkehr gesperrt worden. Da wir deutlich vor dem Beginn der Veranstaltung aufgebrochen waren, fanden wir sogar noch einen der wenigen offiziellen Parkplätze in der Ortschaft. Doch voll wurde es auch diesmal. Auf dem Weg zu der Stelle, an der wir tags zuvor gestanden hatten, begegneten uns immer mehr als Clowns verkleidete Menschen. Zuerst dachten wir uns nichts dabei, aber dann erkannten wir den Grund. Offenbar handelte es sich bei dieser Veranstaltung um einen Themenumzug, an dem jeder mit entsprechendem Kostüm teilnehmen konnte.
Clowns, überall Clowns
Und so verfolgten wir die farbenfrohe Parade der Clowns, die mehr so etwas wie ein großes Familienfest darstellte. Vor allem am Ende des Umzugs mischten sich immer mehr Clowns unter das Publikum und tanzten zu der weiter laufenden Livemusik von den Wagen. Dieser Umzug war vielleicht nicht so spektakulär, wie der am Tag davor, aber er hatte einen ganz besonderen Charme. Kurz vor Sonnenuntergang machten wir uns auf den Heimweg. Die Party in Sesimbra ging jedoch noch weiter. Viele kamen erst jetzt nach der Arbeit hierher, ließen sich noch rasch an einem der dafür aufgestellten Stände schminken und stürzten sich ins Getümmel. Wir hingegen waren bereits völlig erledigt und zugleich glücklich über die vielen schönen Eindrücke, die wir an diesen Tagen gesammelt hatten.
Erreichbarkeit *
Auto
Die Anfahrt mit dem Auto ist nicht ganz unproblematisch, aber aufgrund der nicht besonders günstigen Verkehrsanbindung von Sesimbra eine Option. An den Haupttagen der Feierlichkeiten, auf jeden Fall am Sonntag, solltet ihr das Auto außerhalb der Stadt abstellen, auch weil ihr dann am Schluss sehr viel einfacher wieder von dort wegkommt. In euer Navi solltet ihr folgende Adresse eingeben:
R. da Fortaleza, 2970-706 Sesimbra.
Dann werdet ihr direkt ins Zentrum geleitet.
Busse
Von Cacilhas aus fährt die Linie 203 der TST nach Sesimbra. Von Lissabon aus könnt ihr die Linien 207 und 252 nehmen.
Links *
TST, Transportes Sul do Tejo (Busse): https://www.tsuldotejo.pt
(*) Alle Angaben ohne Gewähr