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Den meisten Besuchern von Lissabon ist auf der südlich gelegenen Halbinsel von Setúbal allenfalls Christo Rei ein Begriff. Zu Recht! Schließlich bietet sich auf der Plattform am Fuße der Statue der wohl beeindruckendste Blick auf den Tejo und die dahinter liegende Metropole. Aber die Halbinsel hat mehr zu bieten, was einen Abstecher rechtfertigt. Hier sind fünf sehenswerte Orte, die ihr euch unbedingt anschauen solltet:
1. Costa de Caparica
Zählt man fünf sehenswerte Orte in der Nähe von Lissabon auf, gehört diese Ortschaft mit ihren gut 10.000 Einwohnern eindeutig dazu. Schließlich liegt sie nur einen Steinwurf weit entfernt südlich der Tejo Mündung. Direkt an der Praia do Sol gelegen, wartet sie mit einem der längsten Strände Europas auf, der sich von dort rund 30 Kilometer nach Süden ausdehnt. Die Einheimischen sprechen hier nur von der Costa, die so etwas wie die Copacabana Lissabons ist. Bei schönem Wetter kommen nicht nur die Bewohner der Halbinsel, sondern auch sehr viele Lissabonner zum Entspannen hierher. Touristen lassen sich natürlich auch blicken, sie sind aber klar in der Unterzahl. In Costa de Caparica findet sich eine bemerkenswerte Ansammlung von Bars und Restaurants, die sich wie Perlen einer Kette an der Uferpromenade aneinanderreihen. Hier lässt es sich nicht nur im Sommer bei einem Cocktail aushalten. Der Strand eignet sich nicht nur zum Baden, sondern auch zum Surfen. Viele Surfschulen bieten hier Kurse an, denn die Wellen eignen sich sowohl für Fortgeschrittene als auch für Anfänger. Doch es lohnt sich Costa da Caparica auch im Winter zu besuchen. Vor allem die südlich angrenzenden Strände laden mit den Dünen und dem endlosen Wassersaum zu langen Spaziergängen ein.
2. Sesimbra
Nur eine halbe Autostunde südlich von Lissabon liegt die kleine Stadt Sesimbra an der Südküste der Halbinsel. Es handelt sich hierbei um einen der vielleicht schönsten Orte an der portugiesischen Atlantikküste. Eingebettet in ein sich zum Ozean hin öffnendes Tal, bietet sich dem Besucher ein beeindruckendes Panorama. Durch die geschützte Lage der Bucht, eingerahmt von hohen Felsen, den Ausläufern der Sierra da Arrábida, ist der Wellengang deutlich niedriger, als an der stürmischen Westküste. Der schöne Sandstrand lädt zum Baden ein und erinnert mehr an das Mittelmeer, als an den Atlantik. Doch das Einzigartige an dem Ort ist nicht so sehr der Strand, sondern die von Palmen gesäumte Uferpromenade und der Ort mit seinen uralten Häusern und Gassen, die sich unmittelbar dahinter anschließen. Hier findet ihr eine Vielzahl von Restaurants, die sich in den Schatten der Häuser ducken. Die Tische stehen im Sommer üblicherweise auf der Straße, der Grill befindet sich oft an der Hauswand unmittelbar daneben. Fisch und Meeresfrüchte sind natürlich die Spezialität der kleinen Hafenstadt.
Die Mitte der Bucht hockt eine alte Bastion, die Fortaleza de Santiago, auf deren westlicher Bastion das Tap House liegt, eine Cocktailbar, die mit einem wunderbaren Ausblicke auf den Atlantik aufwartet. Hoch auf einem Berg nordwestlich der Stadt, thront das ursprünglich von den Mauren errichtete Castelo de Sesimbra. Sehenswert ist hier vor allem die Igreija de Santa Maria, eine mittelalterliche Kirche, deren Inneres beinahe komplett mit blauen Fließen ausgeschmückt ist. Vor allem der Ausblick auf die Stadt und den Atlantik ist von dort oben atemberaubend.
3. Cabo Espichel
Eine gute halbe Autostunde von Lissabon entfernt liegt im Südwesten der Halbinsel von Setúbal der Cabo Espichel. Auf zwei benachbarten Klippen markieren hier die Igreja de Nossa Senhora do Cabo, eine wunderschöne alte Kirche, und der Farol Cabo Espichel, ein Leuchtturm, die südwestlichsten Gebäude der Halbinsel. Der Ort besitzt eine magische Aura, hervorgerufen durch die Lage auf den spektakulären Felsen und den verlassenen Buchten, die sich zu ihren Füßen ausbreiten. Auch die Landschaft rundum trägt ihren Teil dazu bei, gibt es hier doch nirgendwo Bäume oder andere Gebäude. Allenfalls ein paar Büsche trotzen den atlantischen Winden, die vom Meer immer wieder Wolken und Nebelbänke gegen die Klippen drücken. Die Kirche bildet den zentralen Teil einer alten Pilgerstätte, an die ein Komplex mit einfachen Unterkünften für Pilger angeschlossen ist, der heute jedoch mehr und mehr verfällt. Die Kirche selbst befindet sich in einem guten Zustand und kann besichtigt werden. Ihre Innenausstattung ist beeindruckend. Der Leuchtturm ist nicht zugänglich, doch ihr habt eine atemberaubende Aussicht auf die Kirche, die Felsen und die Brandung. Nördlich der Kirche schließt sich ein mehrere Kilometer langer Rundweg an, der durch die einsame und ursprüngliche Landschaft führt. Interessant sind hier die Fußabdrücke von Sauriern , die sich über Jahrmillionen in den Gesteinsschichten erhalten haben und die an mehreren Stellen bestaunt werden können. In einem Nebengebäude der Kirche befindet sich ein nettes Café, mit einer einfachen aber guten Speisekarte. Stellplätze für PKW sind ausreichend vorhanden.
4. Trafaria
Gegenüber von Belém, am Südufer des Tejos und eingerahmt von Felsen, liegt der kleine Ort Trafaria. Nur wenige Lissabonbesucher kämen wohl auf den Gedanken der kleinen Hafenstadt einen Besuch abzustatten, ragen doch unmittelbar daneben die grauen Verladekräne und die Betonsilos einer Industrieanlage in den Himmel. Doch Trafaria entschädigt diesen kleinen optischen Malus mit einer Reihe anderer Vorzüge. Vor allem ist der Ort sehr leicht auch ohne Auto zu erreichen, denn eine Fähre bringt euch über einen Zwischenstopp in Porto Brandão direkt dorthin. Da es sich um eine Autofähre handelt könntet ihr sogar einen Mietwagen mitnehmen und die Halbinsel von hier aus weitererkunden. Zuerst solltet ihr euch jedoch die Promenade anschauen, die sich am schmalen Strand entlangzieht. Gleich daneben liegen unzählige kleine Boote an Land oder schwimmen auf dem Wasser. Wenn ihr euch hier auf eine der Bänke oder die Ufermauer setzt, habt ihr einen wunderbaren Ausblick auf die gegenüberliegende Stadt. Ein paar sehr nette Restaurants laden entlang der Promenade zu einem Besuch ein. Ihr könnt euch aber auch in das Gewirr aus Gassen stürzen, wo es weitere Vertreter der portugiesischen Küche gibt. Das Essen ist hier zum Teil hervorragend und ziemlich günstig. Die Tische stehen an warmen Tagen vor dem Restaurant, so dass ihr beinahe die Gespräche der Nachbarn ihren Häusern mitbekommt. Trafaria ist ein echter Geheimtipp und auf jeden Fall einen Abstecher über den Tejo wert.
5. Palmela
Eine knappe Autostunde südöstlich von Lissabon liegt Palmela. Auch dieser Ort findet sich in kaum einem Reiseführer und das völlig zu Unrecht. Der gesamte Ort erstreckt sich auf einem Bergrücken, einem Ausläufer der Sierra da Arrábida. Auf dem höchsten Punkt hockt das Castelo de Palmela, eine beeindruckende mittelalterliche Festung, die bei klarer Sicht sogar von Lissabon aus zu sehen ist. Ein Besuch der Burg ist ein unbedingtes Muss, wenn ihr euch Palmela anschauen wollt, denn der Blick von den Zinnen herab ist unbeschreiblich. Nach Norden hin überblickt ihr die gesamte Halbinsel, bis hin nach Lissabon, im Süden sieht man Setúbal aus der Vogelperspektive und nach Osten hin könnt ihr bei klarer Sicht bis weit in den Alentejo hinüberschauen. Auf der Burg findet ihr auch ein Café und ein Restaurant in denen ihr euch stärken könnt. Unterhalb der Burg schließt sich die Ortschaft mit ihrem mittelalterlichen Straßennetz an. Wenn nicht gerade das Weinfest im September stattfindet, ist der Ort ziemlich verschlafen. Ein Spaziergang entlang der alten Häuser ist daher nicht nur interessant sondern erholsam. Nach Nordwesten hin öffnen sich die Gassen zu einem großen Platz, an dem ihr eines der kulinarischen Highlights des Ortes findet, das Casa Mãe Rota dos Vinhos oder internationaler das Mother House Of Wine Route. Palmela liegt inmitten einer Weinbauregion, die für ihren Moscatel, einen süßen aromatischen Dessertwein, bekannt ist. Und in diesem Café könnt ihr sämtliche der hier hergestellten Moscatels (ja, sämtliche) bestellen, testen und auch als Flaschen kaufen. Die Preise sind nicht überteuert. Was für den Moscatel gilt, trifft ebenso auf den Wein zu: Ob branco, rosé oder tinto, ihr könnt hier so ziemlich alle Sorten aus der Region finden. Die Beratung ist sehr nett und auch auf Englisch. Daneben gibt es noch selbstgemachtes Eis und andere Leckereien. Ein weiteres Restaurant ist das Culto Café, direkt unterhalb der Burg. Von seiner Terrasse aus könnt ihr bei einem guten Essen bis nach Lissabon schauen.